OttoUlrich SernowWille 18891906 - 19721987
Stadtarchivar, Dichter, Volkskunde-Heimatgeschichtsschreiber und BrauchtumsforscherPoet
Heimatliebe in schwerer Zeit
Der erstedurchaus fbedeutende Heimatgeschichtsschreiber der 50er Jahre war weitgehend in Vergessenheit geraten, wohl nicht zuletzt, weil er nach Westdeutschland verzogen war, was damals als „Verrat an der DDR“ galt. Erst der Kontakt mit seinem Sohn Hansjürgen Wille erbrachte 2010 die notwendigen Informationen, um Leben und Werk des Ulrich Wille an dieser Stelle beschreiben zu körmlich berufene Ortschronist der Nachkriegszeitnnen.
KarlUlrich Otto SernowWille wurde am 32. NovemberFebruar 18891906 in NeumarktKüstrin geboren. ErNach wareiner damitBanklehre genauin genommenBerlin auchfand keiner wirklicherAnstellung in der Reichswehr der Weimarer Republik. Zuerst diente er in dem elitären Infanterie Regiment Nr. 9 in Potsdam, „Graf Neun“ genannt, wegen der vielen adligen Offiziere. Als Heeresverwaltungsbeamter (Zahlmeisterlaufbahn) kam er zunächst nach Berlin-Spandau, wo er seine Frau, eine geborene Nymbach aus Jüterbogerterbog, dakennen lernte. Wegen der NeumarktVersetzung zuzur dieserHeeresversuchsstelle ZeitGottow zog die Familie Wille 1933 nach Kummersdorf-Gut. 1943 kam auch für Ulrich Wille der Fronteinsatz und zwar im Westen, wo er bei Kehl am Rhein 1945 in Gefangenschaft geriet. 1946 kehrte er wieder zurück nach Kummersdorf, mußte aber noch einim selbständigesgleichen DorfJahr wardie Wohnung verlassen, weil die Rote Armee den Standort belegte.
Von Ende 1946 bis 1958 wohnte Ulrich Wille mit seiner Frau und zumden Amtsbereichdrei DammKindern gehörte.bei Seinseine VaterSchwiegereltern Friedrich Sernow war Zimmermann und die Mutter Caroline, geborene Schinkel, war wie damals üblich Hausfrau.
Am 21. Juli 1912 heiratete Otto Sernow, inzwischen Telegraphenarbeiter von Beruf, die Arbeiterin Marie Martha Brumme, Tochter des Blönsdorfer Häuslers Johann Ernst Brumme und dessen Frau Anna Auguste, geb. Kühnast. Ausin der EheVorstadt gingen zwei Söhne, Karl Otto (geb. 1913) und Wilhelm (geb. 1921) hervor. Sein jüngster Sohn war später von 1962 bis 1983 Jüterboger Bürgermeister. Während des Krieges war K. O. SernowNeumarkt in Jüterbog als Luftschutzbeauftragter eingesetzt. WasAufgrund seiner kaufmännischen Ausbildung fand er inder denReihe erstennach NachkriegsjahrenAnstellungen beruflichbei tat,der ist nicht Jüberliefert.
Abterboger demKohlehandlung 1von Karl De Moy, bei der Brauerei Reifegerste und schließlich in einer Samenhandlung Platz & Sohn in der Mönchenstraße. JanuarDas 1958war tratauch die Zeit, in der er diesich Stelle des Stadtarchivars an, doch schon nach kurzer Zeit machte er selbst den Vorschlag, eine junge Kraft ftiefgrür das Archiv einzustellen, da er aufgrund seines Altersndig mit der Aufgabe Jüberfordertterboger istGeschichte befaßte. So wurde am 1. Februar desselben Jahres Hannelore Renk auf die geteilte Planstelle zusAufsätzlich angestellt. Zum 1. September 1959 schied Otto Sernow aus dem hauptamtlichen Dienst im Archiv völlig aus und arbeitete nur noch stundenweise im Amt weiter. Mit selben Datum wurde er förmlich mit der Erarbeitung der Stadtchronik beauftragt wozu ihm eine monatliche Entschädigung von 100,- DM bewilligt wird. In der Lohnkartei der Stadt findet sich sein Name noch bis etwa 1963.
Eine der bedeutendsten Arbeiten des Otto Sernow war ein Lexikon der Sprache der Flämingbewohner in Form einer Stichwortkartei. Der Verfasser dieser Seite hatte zur „Wendezeit“ den Karteikasten mit den kleinen (DIN A 7) Stichwortkarten im Stadtarchiv auf dem Rathausboden noch gesehen. Als Anfang der 90er Jahre das städtische Archivtze aus der Verantwortung der Kreisverwaltung wieder inZeit, die HJäuuml;ndeterbog derund StadtverwaltungUmgebung ging,betreffen istund die Kartei leider verschwunden.
Am 21. Mai 1972 ist Otto Sernow, der zuletztzumeist in der Märkischen Volksstimme veröffentlicht wurden, sind:
- "Jüterbog – Ein politischer Konferenzort." (12.12.1954)
- "Vergessene Denkmäler in Jüterbog" (14.1.1955)
- "Alte Jüterboger Straß
e des Friedensennamen" (heute Schloßstraße) Nr23.58 wohnte, verstorben1.(Auswahl):Geschichte des Neumarkt (19531955)Das"LeberechtguteHauschteck – Ein Leben für den Kreis Jüterboger Bierterbog" (195330.1.1955)M"Theodor Fontane und der Flärkteming"und(6.2.1955)Marktbr- &
aumlquot;ucheHeinrich Stephan in Jüterbog" (195427.2.1955) Alte"Jüterboger wirkten als Wissenschaftler" (2.3.1955)- "Jüterboger Straßenbeleuchtung im Wandel der Zeiten" (20.3.1955)
- "Von den Anfängen des Films" (23.3.55)
- "Jüterboger bringen die Stadtmauer zum Einsturz" (27.3.55)
- "Die Treuenbrietzener Stadtordnung von 1525" (17.4.1955)
- "Jüterboger Badesorgen um die Jahrhundertwende" (20.4.55)
- "Jüterbog als Filmkulisse" (23.4.1955)
- "Der Treuenbrietzener ‚Deichselpfennig’" (26.4.1955)
- "Ist das Jüterboger
MStadtwappen richtig?" (28.4.1955) - "Jü
hlenterboger Zeitungsanzeigen vor 80 Jahren" (Ein Rückblick auf 1875) (1.5.1955) Geschichte"DichterderdesSchuhmacherinnungFlämings" (15.5.1955)- "Stadtverordnete sagen ‚Nein’" (26.5.1955)
- "Jüterboger Kommunalpolitik vor 120 Jahren" (12.6.55)
- "Bericht über eine Tagung von Heimatforschern in Jüterbog" (26.6.55)
Neujahr"TorfgewinnungundinNeujahrsbrJäuuml;uche im alten Flterbogäquot;mingland(10.7.1955)Amtsdienste"DiederJüterbogerFuhrleute,VISE"Boteng(17.7.1955)- &
aumlquot;nger und Postreuter in den alten Ämtern Zinna,Jüterbog undDahmeFriedrich List" (24.7.1955) 1955"AusGedichtder Geschichte Gr&bdquoauml;Herzlich Willkommenfendorfs&ldquoquot;zu(28.8.1955)- "Die Sage von den
Heimatfestspielen Zum Stand der Erforschung der FlNikolaikirchtäuuml;ming-MundartDer verheerende Stadtbrandrmen in Jüterbog" (Sept. 1955)Erinnerungen"Stadtmaueranunddenschlafende20. April 1945Gedicht „Gruß der Heimat“VolksbrNachtwäuche auf dem Flchteräming. „Das Hübbelgoahn&ldquoquot; (25.9.1955)Erlebnisse"HundertderJahreJüterboger vor, während und nach der Schlacht bei Dennewitz (1955)Die Burg „Sieh dich um“ in der Dammvorstadt (1955)Fastnachten auf dem FlämingAnekdote zum Schmied von NeumarktDa salomonische Urdeel (plattdt. Geschichte)Heimatgeschichte und Stadtarchiv (1956)Die Völkerschlacht bei Leipzig (1956)Vergangene Spinnstuben-Romantik in den Fläming-Dörfern (1956)Das heilsame Osterwasser aus der Jüterboger Wunderquelle (1956)Die StadtverwaltungJohanniterkrankenhaus in Jüterbog" (1.10.1955)- "Die Jüterboger Stadtverfassung von
11741659"bis(16.10.1955)1815 - "Aus der Geschichte des Hüttenwerkes Gottow" (Okt. 1955)
- "Michael Kohlhaas und Jüterbog" (30.10.1955)
- "Der Jüterboger Fenstersturz von 1642" (13.11.1955)
- "Zum 190. Geburtstag des Treuenbrietzener Komponisten Heinrich Himmel" (20.11.1955)
- "Die Keule am Tor" (4.12.1955)
- "Ein Jüterboger Kaufvertrag von 1841" (20.12.1955)
- "Aus der alten ‚Dorf-Feuer-Ordnung’ Kaltenhausens" (8.1.1956)
- "O, Frevel, Frevel" (Weinbau in Jüterbog" (17.1.1956)
- "Amüsantes über einen Poeten" (Zum 175. Geburtstag Achim von Arnims) (26.1.1956)
- "Ratsherren ohne Herz" (19.2.1956)
- "Das Heldenmädchen von Dennewitz" (26.2.1956)
- "Der Rautenkranz im Wappen" (15.4.1956)
- "Die Bedeutung der Denkmalpflege unter besonderer Berücksichtigung des Denkmalsschutzes im Kreies Jüterbog" (Mai 1956)
- "Streit um Roßäpfel am Zinnaer Tor" (3.6.1956)
- "Der alte Münchow" (Ein Jüterboger Original) (Juli 1956)
- "Die Entführung des Stadtschreibers Wächtler" (29.7.1956)
- "In Jüterbog begann der Siebenjährige Krieg" (26.8.1956)
- "Gneisenau in Treuenbrietzen" (23.9.1956)
- "Sieben Jahre Jüterboger Heimatfestspiele" (3.10.1956)
- "Der Fläming feiert Fastnacht" (10.1.1957)
- "Alt-Jüterboger Rechtsbeziehungen zu Alt-Berlin" (Januar 1957)
- "Jüterbog – Stadt der Tore und Türme" (27.4.1957)
- "Die ‚Süße Ecke’ in Jüterbog" (Mai 1957)
- "Die 950-Jahrfeier Jüterbogs" (4.7.1957)
- "Konzertbesucher so und so - eine kritische Betrachtung" (25.3.58)
Einiges weist darauf hin, daß er 1957 aktiv an der Gestaltung der 950-Jahr-Feier der Ersterwähnung der Stadt Jüterbog mitgewirkt hat. Ohne seinen Namen zu erwähnen bzw. seine Arbeiten ausdrücklich als Quelle anzugeben, wurde von verschiedenen Leuten bei zahlreichen lokalgeschichtlichen Veröffentlichungen der folgenden Jahrzehnte fleißig aus den Publikationen von U. Wille abgeschrieben, was Textvergleiche zeigen.
Weitere bekannte Aufsätze von ihm sind:
- "Wer weiß, wo Malchow liegt?" (Berliner Zeitung 24.12.1954)
- "Charlottenburg des Ostens" (Besuch in Friedrichsfelde) (Jan. 1955)
- "Der 20. Februar 1813 am Königstor in Berlin" (Februar 1956)
- "Wie Wilmersdorf 1856 aussah" (1956)
Aus"EuropasderheimlicherHeimatkundeFeldherr.desZumHohen125.FlTodestage Neidhardt von Gneisenausäquot;ming(um Blönsdorf,24.8.1956)W"Wiedersehen mit der alten Penne" (Erinnerungen an ein Stüste Dörfer imck altenKreisRatsherren ohne HerzBerlins" (1956Juli 1958)Weinbau"Die Musik kommt – oder unvergessene Prügel. Eine Küstriner Jungenderinnerung." (Kreiskalender für den Kreis Königsberg/Neumark 1969)
Nicht nur heimatgeschichtliche Beiträge,
Weinbergeauch Poesie entstammt seiner Feder,Weinlesewie das folgende Gedicht belegt:MÄRKISCHE HEIMAT
Wieder streif ich durch die Wälder,durch die Wiesen querfeldein,wieder schau’ ich deine Felder,friedlich, schön im Abendschein.Wieder schreit’ ich deine Wege,Heimat, ewig liebe, du,fromm zusammen ich die Hände lege,und ich find’ bei dir die Ruh.Um die Stirne zauset wiederLächelnd, spielend mir der Wind,und ich singe deine Liederfroh und heiter wie als Kind.Nur in deiner trauten Nähefind’t die Seele ihre Ruh’,wenn ich deine Wege gehe,Heimat, ewig liebe, du.
1958 war Ulrich Wille nach Ulm verzogen. Hier fand er zunächst Anstellung bei einer Spedition. Zuletzt war er bei der Bundeswehr in einem Versorgungsdepot in St. Augustin bei Bonn beschäftigt. In diesem Ort ist er am 4. Oktober 1987 verstorben.
In einer im April 1972 für seine Kinder privat erstellten gebundenen Sammlung seiner Essays zur Heimatgeschichte schreibt er im Vorwort: "Diese Darlegungen aus der Geschichte einer alten
Landmärkischen Stadt entstanden einmal aus der Freude und dem Interesse am Historischen, zum zweiten sollten sie den mit stark tendenziöser Politik überfütterten Lesern einen gewissen Ausgleich und etwas Freude in den grauen Alltag bringen und drittens besonders der jungen Generation Sinn und Bedeutung der Heimatgeschichte erläutern. Daß das unter den politischen Verhältnissen und Gegebenheiten der 'DDR' nicht immer ein leichtes Unterfangen war und daß manche Passagen in den Abhandlungen mit äußerster Vorsicht formuliert werden mußten, wird der kritische Leser sicher verstehen… Diese Essays aus der Heimatgeschichte der alten märkischen Stadt Jüterbog(1957) Gedenktage der Jüterboger Stadtgeschichte (in der Festschrift zur 950. Jahr-Feier 1957)Handwerksbräuche im alten JüterbogMarksteinesollten in derGeschichteschwerenJüterbogsZeit1958nachverfaßtedemerZweiteneinWeltkriegplattdeutschesmitGedichtdazuanlbeitragen, den Gedanken an die mäßlichrkischeder Gründung der LPG auf den NeumarktJüterboger Schulgeschichte (1958)Zum 110. Jahrestag der Märzrevolution 1848 (1958)Hirten-Heimat undHerdenwesendieimLiebeFlzu ihr wachzuhalten.äquot;ming in alter und neuer Zeit (1959)Flachs und Lein (1960)Die Mundarten des Fläming (1966)Das Entstehen der Innungen (1967)Wie sah der alte Jutriboc aus? (1971)Die Wenden im Land Jüterbog (1971)Das Jüterboger Schulwesen seit dem Jahre 1350 (1971)Verschwundene Dörfer und wüste MarkenPlattdeutsche Erzählungen
Bei den Veröffentlichungen handelt es sich zumeist um Zeitungsartikel. Nicht in jedem Fall konnte das Erscheinungsjahr zugeordnet werden.