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Erich Sturtevant 1869 - 1947

Maler, Schriftsteller, Museumsleiter und Stadtchronist

"Er besitzt einen ersten Platz als Heimatmaler neben Max Wesslau."

Hannelore Renk

Erich Sturtevant ist durch seine Stadtgeschichte vom Jahre 1935 der bekannteste und wohl auch bedeutendste Chronist Jüterbogs im 20. Jahrhundert. Darüber hinaus findet sich eine unüberschaubare Anzahl von Gemälden aus seiner Hand in Wohnzimmern und Amtstuben unserer Stadt.

Er wurde am 15. Oktober 1869 in Frankfurt/O. geboren. Sein Vater war der Maler und Kunstprofessor Hans Sturtevant. Erich Sturtevant studierte von 1889 bis 1893 an der Berliner Akademie Historien- und Landschaftsmalerei. Der Wahlberliner (Friedenau) findet sich bereits ab 1897 als Sommerurlauber in Jüterbog. Anfang der 20er Jahre siedelte der Künstler nach Jüterbog um, denn ab 1924 war er ständiger Mitarbeiter des regionalen Kirchenblattes "Heimatklänge", das in der Folge zur Monatsbeilage vom "Jüterbog-Luckenwalder Kreisblatt / Der Volksbote“ wurde. Ab 1925 illustrierte er den Jüterbog-Luckenwalder Kreiskalender. Und in dieser Zeit entstehen auch seine ersten Veröffentlichungen zur Heimatgeschichte. Anfang der 30er Jahre wurde er zum Leiter des Kreismuseums berufen, das sich zu dieser Zeit in den Klosteranlagen bei der Dammkirche befindet. In dieser Zeit verfaßte er die "Chronik der Stadt Jüterbog", die neben der Arbeit von Heffter (1851) nach wie vor ein Standardwerk der Stadtgeschichte ist. "Auch wenn im Nachspann hier offensichtliche Begeisterung zum Dritten Reich erkennbar ist, sollte man dies Anbetracht seiner eigentlichen Kunst- und Geschichtsverdienste nicht überbewerten" (N. Jannek, Museumsleiter, 1997). Die Mehrzahl der Exemplare seiner Stadtchronik, die heute noch existieren, sind aus Rücksichtnahme auf das Verbot von NS-Propaganda geschwärzt oder haben herausgeschnittene Seiten. Das betrifft das letzte Kapitel zur Entwicklung der Stadt ab 1933 und auch teilweise das Vorwort des Buches. Weniger rigoros sind die wenigen Besitzer der Chroniken von Dorf Zinna sowie von Felgentreu und Mehlsdorf mit ihren Büchern umgegangen.

Erich Sturtevant verstarb 78jährig am 3. März 1947 in Jüterbog. Wie Zeitgenossen berichten, soll er in den letzten Lebensjahren Hunger gelitten haben, denn wer brauchte in dieser Zeit die Leistungen eines Künstler, noch dazu, wenn man ihm die Regimenähe der jüngsten Vergangenheit nicht verziehen hatte. Beigesetzt wurde Sturtevant auf dem Schützenfriedhof. Als in den 80er Jahren auf dem stillgelegten Friedhof eine Schule (im Volkmund deshalb "Knochenschule") errichtet worden ist, wurde auch sein Grab zerstört.

Bis vor kurzem war nicht einmal ein Foto von ihm bekannt, weshalb die von D. Ullmann verfaßte Biographie des Künstlers und Chronisten den Titel "Der Mann ohne Gesicht" bekam. Erst darauf hin gab es zwei Meldungen von Personen, in deren familiären Nachlässen sich Fotos des Erich Sturtevant befanden.

Ein Teil seines künstlerischen Nachlasses wird im städtischen Heimatmuseum bewahrt. Auch hat man sich nach der Deutschen Einheit seiner Leistungen wieder entsonnen. So wurde 1994 eine Straße in Jüterbog 2 nach Erich Sturtevant benannt. Hierbei handelt es sich um den früheren General-von-Dewitz-Weg, der durch die sowjetische Besetzung von 1945 bis 1992 im Sperrgebiet lag. - Jedoch blieb es allein bei dem guten Willen, denn infolge geänderter Bauplanung in Jüterbog 2 ist die Straße nicht mehr gebraucht worden. Darauf hin hat der Heimatverein der Flämingsfreunde e.V. den Vorschlag gemacht, einen Platz in der Stadt nach Erich Sturtevant zu benenennen. Am 15. Oktober 2012, dem Geburtstag des Chronisten, wurde durch den Heimatverein, im Beisein des Bürgermeisters A. Raue, der Erich-Sturtevant-Platz nebst Gedenkstein eingeweiht.

Arbeiten

  1. Bücher:
    • 1917 : "Vom guten Ton im Wandel der Jahrhunderte."
    • 1928 : "Jüterbog - ein Führer durch seine Sehenswürdigkeiten."
    • 1929 : "Die alten Fahnen der Jüterboger Schützen."
    • 1935 : "Chronik der Stadt Jüterbog."
    • 1938 : "Chronik von Dorf Zinna."
    • 1939 : "Chronik der märkischen Dörfer Felgentreu und Mehlsdorf."
  2. Aufsätze (Auswahl):
    • "Kloster Zinna, ein Führer durch seine Geschichte und Baulichkeiten", ein Heft, das von 1926 bis 1934 in drei Auflagen erscheint.
    • "Jüterbog. Ein Führer durch seine Sehenswürdigkeiten." (1928)
    • "Schützenfest in Jüterbog" (1930) (Sonderbeilage von "Der Volksbote" mit ausführlicher Geschichte des städtischen Schützenwesens mit Fahnen, Uniformen usw.)
    • "Geschichte der Stadt Jüterbog" (Jüterbog-Luckenwalder Kreisblatt 1933)
    • "Jugenderinnerungen eines alten Jüterbogers." (General Krebs, 1937)
  3. Gemälde, Illustrationen (Auswahl):
    • 1895: "Sumpf mit Erlen".
    • 1900: Die Weiber von Schorndorf. (inzwischen verschollenes Gemälde zu einer Episode der Württembergischen Geschichte aus dem Jahre 1688)
    • 1917-19 : "Der Krieg 1914 / 18 in Wort und Bild", Illustrationen für das dreibändige Werk in Form von Zeichnungen und großformatigen Schlachtengemälden.
    • 1925: "Schlüsselübergabe bei Jüterbog, 1644."

Literatur: